Einige Worte mehr . . .

Wenn eine Volkskunst, die ihrem Wesen nach spontan ist, in Choreografie und Kostüm gezwängt wird, besteht immer die Gefahr, daß der Geist des Originals verlorengeht . . .

Ein arabisches Publikum schätzt Leidenschaft und Gefühl ebenso hoch wie Virtuosität, während das westliche Publikum eher auf technische Perfektion achtet. Doch auch wenn es wichtig ist, das Vokabular des Tanzes zu beherrschen, so geht es weder im Baladi noch im Sharqi noch in irgendeinem anderen der Volkstänze nur um Technik.

Blendende Virtuosität mag uns beeindrucken, aber wenn eine Tänzerin nur daran interessiert ist, ihre technische Brillanz zu zeigen, lässt uns ihre Darstellung kalt. Es ist, als würde einem eine außergewöhnliche Blume ohne Duft gezeigt. Eine große Tänzerin versucht, den Duft zu kreieren, und wirft die Blume dann ins Publikum, statt sie in einem Glaskasten zu präsentieren. Technik ist das Mittel der Tänzerin, ihr Instrument, die Botschaft des Tanzes zu transportieren; aber sie ist nicht die Botschaft selbst.

Eine begabte Künsterlin befindet von Zeit zu Zeit ihre eigenen Bewegungen, um sie dem Grundrepertoire des Tanzes hinzuzufügen.

 

aus "Die Schlange vom Nil" von Wendy Buonaventura